Die agile Idee von DevOps gewinnt zwar immer mehr Anhänger in der IT, doch damit wird sie nicht zwangsläufig zu einem Erfolgsmodell für Unternehmen. Tobias Beckmann, Senior Consultant bei der ITSM Group, beleuchtet sechs typische Stolpersteine bei der DevOps-Transformation und wie sie vermieden werden können.
- Die Notwendigkeit von DevOps kritisch hinterfragen: Nicht jede klassisch organisierte IT-Landschaft leidet unter einer zu hohen Kostenlast, fehlender Flexibilität, unzureichender Anwendungsstabilität, Produktivitätsschwächen oder geringer Kundenzufriedenheit. Doch sie zu optimieren, gehört zu den primären Motiven für den Einsatz agiler Methoden. Insofern sollte zunächst die Frage beantwortet werden, welche Leistungsparameter durch DevOps verbessert werden könnten. Ansonsten wird ohne zählbaren Nutzen viel Aufwand in eine Veränderung investiert, weil die IT-Organisation unreflektiert einem allgemeinen Trend folgt.
- DevOps nicht als Werkzeug verstehen: DevOps wird häufiger als eine Art agiles Framework dargestellt. Tatsächlich verbirgt sich dahinter jedoch kein Methodenkonzept im eigentlichen Sinne, sondern eine neue Philosophie mit veränderten Planungsmechanismen, flexibleren Abläufen und flacheren Hierarchien zur Verbesserung der Prozesse zwischen den Bereichen der Entwicklung und dem Betrieb von Software. Dabei spielen bestimmte Prinzipien wie das vertrauensvolle Miteinander, der Lean-Gedanke, einheitliche Bewertungskriterien, Continuous Delivery, Automation der Abläufe und das Information Sharing für die effizientere Zusammenarbeit der beiden Bereiche eine wesentliche Rolle. Sie sind die Grundlage für schnellere Software Releases, eine kurzfristigere Beseitigung kritischer Fehler und ein effizienteres Management ungeplanter Aufgaben.
- Den Umstieg kontrolliert angehen: Die Ausrichtung auf DevOps kann deshalb zu erheblichen Konfrontationen mit der Mentalität der klassischen Organisation führen. Daher ist zu empfehlen, den Wandel sukzessive zu gestalten und den Erfolg anhand definierter Kennzahlen genau zu verfolgen. Dies kann beispielsweise anhand der Frequenz neuer Deployments oder durch die Ermittlung der Zeit zwischen der Identifikation von Fehlern und deren Beseitigung erfolgen. Auch eine Messung der Application Performance oder die Anzahl gescheiterter Deployments können zu den Bewertungsmaßstäben gehören. Alternativ dazu kann es hilfreich sein, anhand von nicht geschäftskritischen Beispielanwendungen den DevOps-Ansatz einzuführen.
- Technologische und prozessuale Rahmenbedingungen prüfen: Nicht alle IT-Architekturen sind per se für einen DevOps-Ansatz gleichgut geeignet. Umfangreiche, monolithische Anwendungssysteme mit vielen Schnittstellen lassen sich schwer in kleinteiligen, agilen Vorgehensweisen vereinen. Gleiches gilt für die bereits etablierten Prozesse. Sich verändernde Deployment-Methoden und -Frequenzen bedürfen angepasster Arbeitsweisen von Release- und Change Prozessen, jedoch ohne deren Primärnutzen zu verlieren. Nicht zuletzt müssen auch klassische Support-Prozesse wie Incident und Problem Management und deren kommunikative Einbettung in die unterschiedlichen Teams angepasst werden.
- Impulsgeber identifizieren:Vorgesetzte auf allen Ebenen des Managements und die Mitarbeiter selbst müssen verstehen, was sich hinter der Philosophie von DevOps verbirgt. Dies darf nicht nur innerhalb der IT-Organisation eine Rolle spielen, sondern muss die Fachbereiche involvieren. Da mit der Einführung jedoch ein deutlicher kultureller Wandel in der Zusammenarbeit einher geht, ist kaum davon auszugehen, dass sich diese Veränderung allein durch die Ankündigung neuer Vorgehensweise erfolgreich vollziehen wird. Wichtig sind deshalb Impulsgeber im Unternehmen, die für das notwendige Hintergrundwissen und ein gemeinsames Verständnis sorgen, aber auch Hilfestellungen hinsichtlich der operativen Verfahren geben.
- Mut zu einem neuen Führungsverständnis: Agile und autonome Teams sind der operative Kern der DevOps-Philosophie, was gleichzeitig eine Ablösung der bisher zentral gesteuerten und verantwortungsteiligen Silo-orientierten Organisation bedeutet. Trotzdem gelten natürlich Prozesse für DevOps Teams in der agilen Welt wie für alle anderen auch. Insofern bedarf es eines anderen Führungsverständnisses, wenn Abteilungsgrenzen und Hierarchien so weit wie möglich ausgeschaltet werden, also Entwickler, Fachbereiche und das Management auf Augenhöhe zusammenarbeiten sollen. Auch eine neue Fehlerkultur gehört wesentlich zu den Veränderungen: Lernen aus Fehlern und die aktive und zielgerichtete Steuerung kontinuierlicher Verbesserung ist ein weiterer wesentlicher Baustein agiler Organisationen. Darüber hinaus setzt eine erfolgreiche DevOps-Transformation bei den Führungskräften ein visionäres Denken und inspirierendes Handeln voraus.